37 Jahre in einer Missionsstation – Schwester Brigitta berichtete aus ihrem Leben in Kamerun

Ausgebildete Krankenschwester ist Schwester Brigitta, und nach dem Ablegen ihrer Ordensgelübde in der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern) im Kloster Maria Hilf in Bühl bewarb sie sich um den Einsatz in einer Missionsstation, wie sie dieser Orden in Kamerun unterhält.

Pfarrer Wolf-Dieter Geißler begrüßte die mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen für immer nach Deutschland zurückgekehrte Schwester Brigitta schon während der abendlichen Messe vom 24. November in der Ulrika-Nisch-Kapelle. Vor ihrem Vortrag hieß Ilona Schopmans vom Vorsitzenden-Team der Bühler Kolpingsfamilie, die diese Veranstaltung organisiert hatte, sie herzlich willkommen.



In ihren einleitenden Worten schilderte Schwester Brigitta ihren Werdegang und gab einen kurzen Überblick zur Geschichte Kameruns. Ihr Einsatzgebiet lag in einem Dorf, ca. 200 km von der Hauptstadt Yaounde entfernt, inmitten eines unwegsamen Savannengebiets. Die dort lebenden Menschen ernähren sich von den selbst angebauten Feldfrüchten, gelegentlich erlegten Wildtieren und den meist frei laufenden Ziegen, Schafen, Schweinen und Hühnern. Wild wachsende Früchte ergänzen den Speiseplan. Einnahmen werden erzielt mit dem Anbau und Verkauf von Kakao und Kaffee.

Die Missionsstation selbst umfasst eine Krankenstation, Schule und Kindergarten für etwa 100 Kinder, die fast ausschließlich von afrikanischem Personal betreut werden. Dazu gehören Krankenschwester und -helferin, Lehrer, Erzieherinnen und Hilfskräfte mit handwerklichen Aufgaben. Schwester Brigittas Hauptaufgabe war die medizinische Betreuung insbesondere der Frauen und Kinder in den verstreut liegenden Dörfern. Die für Medikamente und Gerätschaften notwendigen Mittel werden auch durch Spenden aufgebracht, zu denen die Kolpingsfamilie Bühl schon mehrfach beigesteuert hat.

Da die nächsten Ärzte weit entfernt sind, übernahm Schwester Brigitta gleichzeitig die Funktion einer Hebamme sowie Diagnose- und Therapie-Aufgaben von Allgemeinmedizinern, Gynäkologen und Kinderärzten. Hinzu kamen die Beratung von Schwangeren und Familien, sowie die Verbesserung der Lebensumstände von Behinderten, auch durch die Vermittlung von Ausbildung in handwerklichen Fertigkeiten, damit diese Menschen auch eigenes Geld verdienen können. Hilfe zur Selbsthilfe betrachtet die Kongregation in ihrer Missionstätigkeit als ihre vordringliche Aufgabe, wobei die Einsätze vor Ort auch häufig das Interesse der Betreuten am Glauben ihrer Unterstützer wecken. Daraus kann dann auch eine Hinwendung zu dieser Religion erwachsen, wie die immer wieder stattfindenden Taufen und beispielsweise das 25jährige Jubiläum einer afrikanischen Schwester der Kongregation zeigen. In den fünf Missionsstationen Kameruns arbeiten mittlerweile 20 afrikanische Ordensschwestern.

Mit eindringlichen Fotos und kurzen Videos, die von ihrer Mitschwester Maria Ancilla vom Kloster Maria Hilf eingespielt wurden, gelang es Schwester Brigitta, die ca. 30 Zuhörer visuell in ihren Arbeitsalltag eintauchen zu lassen. Dessen Problematik begann schon mit dem Fahren von A nach B. Ihre jeweils mehrtägigen Reisen in die umliegenden Dörfer starteten immer mit einem Überqueren des breiten Flusses, der in einer großen Schleife ihren Standort umschloss, auf einer störanfälligen Fähre. Die Weiterfahrt in ihrem Geländewagen wurde häufig, vor allem nach Regengüssen, vom Bauen provisorischer Brücken unterbrochen. Ausgeschwemmte Furchen in der nicht befestigten Straße und nicht mehr zu bewältigende tiefe Löcher mussten mit Brettern zugedeckt werden, damit eine Weiterfahrt möglich war. Auch mit der Unterstützung von Helfern waren solche Fahrten immer ein Risiko und eine nie endende Herausforderung.

„Brücken bauen habe ich gelernt“, betonte Schwester Brigitta und beschrieb damit sicher auch die konstruktive Zusammenarbeit mit dem geistlichen Oberhaupt der Angehörigen des Islam der Region, dem muslimischen Händler, der auf seinem LKW auch notwendige Güter für die Missionsstation transportierte und mit „Straßenzustandsmeldungen“ aushalf sowie den Austausch mit dem Medizinmann der Gegend.

Leider setzten die Spätfolgen ihres auch körperlich stark beanspruchenden Lebens ihrem segensreichen Wirken ein Ende, und sie bedauert es, diesen landschaftlich reizvollen Landstrich verlassen zu müssen. Jetzt lebt sie sich in einer Niederlassung ihrer Kongregation bei Sinsheim ein. Die abschließenden Fragen und der Schlussapplaus der sichtlich bewegten Zuhörer zeigten, wie lebendig Schwester Brigitta ihre Arbeit mit ihrem Vortrag vermittelt hatte.

– In der Bildergalerie finden Sie eine Landkarte von Kamerun –