Im Mittelpunkt: Kolping und die jungen Menschen –


Erbischof Robert Zollitsch weiht Kolpingweg ein (4. August)

 

Zu einer ungewöhnlichen Zeit, um 15.00 Uhr, begann am Sonntag ein denkwürdiger Festakt: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, war nach Bühl gekommen, um mit der Bühler Kolpingfamilie, dem Diözesanpräses, Stadtpfarrer Wolf-Dieter Geißler, und führenden Mitgliedern des nationalen Kolpingverbands aus Köln einen Gottesdienst im Rahmen der Feiern zum 200. Geburtstag Adolph Kolpings zu feiern und den Kolpingweg einzuweihen. Dazu war die ganze Pfarrgemeinde eingeladen.



 

Auch der aus neun Stelen an markanten Orten bestehende Weg ist ein „Geburtstagsgeschenk“ an Adolph Kolping, das von Bühler Firmlingen gestaltet wurde. Die Gedenktafeln beschreiben Aspekte aus Leben und Werk des in Kerpen bei Köln geborenen Gründers der „Gesellenvereine“. Sie sollten den noch im 19. Jahrhundert häufig auf Wanderschaft sich befindlichen Handwerksburschen einen Anlaufpunkt, sowie Geborgenheit und Zuwendung in der Fremde bieten. Auf jeder Stele wird außerdem ein Element aus Kolpings Wirken auf die Jetztzeit übertragen und als ein Impuls zum weiteren Nachdenken an den Lesenden weitergegeben. Dabei stehen die Frage nach Gott, der Sinn des Lebens und die Würde des Menschen im Mittelpunkt. Gleichzeitig symbolisieren die Tafeln, wie die zeitlosen Gedanken und Ideen Adolph Kolpings mühelos aus der Zeit seines historischen Wirkens zu den heutigen Menschen finden. Ganz klar zum Ausdruck kommt dies nicht zuletzt in der sehr lebendigen Kolping-Familie, die Bühl vorzuweisen hat.

 

Zur Eröffnung des Festakts an der Gedenkstele Nr. 4 vor dem Friedrichsbau hieß  Stadtpfarrer Wolf-Dieter Geißler einige nationale Kolping-Vertreter willkommen, darunter den Bundesvorsitzenden Thomas Dörflinger, die Europavorsitzende Barbara Breher, den Bundessekretär Ulrich Vollmer sowie die Spitzen des Landes- und Diözesanverbandes. Der Bundespräses Pfarrer Josef Holtkotte wies in seiner Ansprache nochmals auf die Aktualität der Botschaften Kolpings hin, der beispielsweise Bildung als Grundrecht für alle Menschen eingefordert habe. Den Bühler Kolpingweg stufte er als sehr attraktiv ein und meinte mit einem Augenzwinkern, dass er ja möglicherweise ein genauso gut besuchter Kolping-Gedenkort werden könne wie die Minoritenkirche am Kolpingplatz in Köln, wo der „Gesellenvater“ seine letzte Ruhe gefunden hat.

 

Im weiteren Verlauf erläuterten Jugendliche ihre Beweggründe für die Schaffung dieses Wegs, unterstrichen auch das Kolping-Engagement von Pfarrer Wolf-Dieter Geißler und verbanden mit der Einrichtung des Wegs die Hoffnung, dass möglichst vielen Menschen durch die eher „beiläufige“ Konfrontation mit den Tafeln das Wirken Kolpings und seine Bedeutung auch in heutiger Zeit nahe gebracht werden könne.

 

Der anschließende Gottesdienst, gemeinsam zelebriert von Erzbischof Zollitsch, Bundespräses Josef Holtkotte und Diözesanpräses Wolf-Dieter Geißler verdeutlichte in für jeden spürbarer Weise eine besondere Harmonie von Gegensätzen dieser Feierstunde: Trotz des ersten Ferien-Wochenendes waren etwa 400 Kirchenbesucher gekommen. Dem festlichen Anlass wurde in zugleich feierlicher und beschwingter Weise entsprochen. Für diese überzeugende Mischung sorgten Wolfgang Trenkle an der Orgel und die Band „Kolping Connection“. Sie bot beispielsweise ein zeitgemäßes und mitreißendes Arrangement des klassischen Kolpinglieds und löste damit auch bei älteren und langjährigen Kolping-Mitgliedern pure Begeisterung aus. Selbst dass die Gruppe wegen der Schulferien in Unterzahl auftrat, tat der Wirkung ihrer musikalischen Darbietung keinen Abbruch.

 

Und es war die Jugend, die Erzbischof Robert Zollitsch ins Zentrum seiner Ansprache stellte. Aus dem Bibelwort „Ihr seid das Licht der Welt“ leitete er über zum Kolpingweg, der ein aus zwei Worten bestehendes „Denk mal“ darstelle, womit die Bühler Kolpingjugend eines der “Lichter auf dem Berg“ entzündet habe, wie Jesus es auftrug. Er berief sich auf Kolpings Leitmotiv der Menschlichkeit und forderte alle gesellschaftlichen Gruppen und vor allem die Politik auf, dafür zu sorgen, dass junge Menschen eine Lebensperspektive haben. In diesem Zusammenhang sähe auch er sich in der Nachfolge Kolpings.

 

Zum Abschluss der kirchlichen Feierstunde erhielt Erzbischof Robert Zollitsch die höchste Auszeichnung des katholischen Sozialverbands mit 250.000 Mitgliedern, die Adolf-Kolping-Plakette, aus der Hand des Vorsitzenden des Kolpingwerks Deutschland, Thomas Dörflinger, Bundestagsabgeordneter der CDU. Begründet wurde die Ehrung mit der großen Aufgeschlossenheit Zollitschs gegenüber den aktuell drängenden Fragen der Katholiken und sein diesbezügliches Engagement. Beispielhaft dafür nannte Thomas Dörflinger den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die Rolle der Frau und das Verhältnis zwischen Priestern und Laien.

 

Danach hatte die Kolpingsfamilie zu einem Stehempfang im Haus Alban Stolz geladen. Etwa 100 Teilnehmer fanden sich im dortigen Kolpingraum ein. Der Theologieprofessor und Erziehungswissenschaftler Alban Stolz war übrigens mit Adolph Kolping befreundet und gründete die erste Kolpingsfamilie der Diözese. Mit lebhaften Gesprächen klang dann der ungewöhnliche und wohl vielen in Erinnerung bleibende Festakt am frühen Abend aus.

 

Das überregionale Interesse an dieser Veranstaltung zeigte sich auch am reichhaltigen Aufgebot von Medienvertretern. Der SWR nutzte außerdem seine Bilder und Interviews von dieser Veranstaltung, um das wenige Tage später zum 75. Geburtstag von Robert Zollitsch gesendete Porträt zu eröffnen.

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