Märchen für Erwachsene + Kinder – erzählt von Dorothea Urban

im Alban-Stolz-Haus vom 16.11.

„Es war einmal…“ – so fangen die traditionellen Märchenerzähler(innen) an. Nicht so Dorothea Urban: Sie bereitete ihre Zuhörer erst einmal optisch auf das Kommende vor, indem sie ein „Bodenbild“ vorbereitet hatte mit Gegenständen, die Bezug auf den Inhalt der zu vermittelnden Märchen nahmen. Auch der Raum selbst war mit Tüchern und Kerzen stimmungsvoll dekoriert.

Doch damit nicht genug: Im Zeitalter ständiger Reizüberflutung ist Aufmerksamkeit zur knappen und schwer zu gewinnenden Ressource geworden – in jedem Lebensalter. Und sie kann am wirksamsten durch das Ansprechen aller Sinne geweckt werden. Mit entsprechenden Übungen ließ Dorothea Urban bei ihren kleinen und großen Zuhörern nicht nur die Gehörgänge sondern den ganzen Körper aufnahmefähig für das Neue werden. In einem richtigen Ritual machten alle „die ersten Schritte“ (wörtlich zu nehmen) ins Märchenland und öffneten mit drei „Klangschlüsseln“ erst die Ohren, dann die „Tore“ und dann das kleine Tor zum ersten Märchen.

Bevor sie dann in die Texte einstieg, wies sie noch auf die seit Menschengedenken so angelegte „Doppelfunktion“ von Märchen hin: Kindern bringen sie Unterhaltung, Spannung und Spaß durch die erzählte Geschichte, Erwachsenen vermittel(t)en sie die tiefen Weisheiten des Lebens und auch Einsichten in Zusammenhänge, die sich ohne die bilderreichen Hinweise aus dem Märchengeschehen nicht erschließen würden.

Einen aktuellen Bezug zur Bühler Kolpingsfamilie stellte Dorothea Urbans Auswahl der vorzutragenden Märchen dar: Über diese lebendige Gruppierung würde nicht nur immer wieder in der Presse berichtet, sie habe auch mit ihrem „Adolph-Kolping-Weg“ einen ansprechenden und zeitgemäßen Kurs eingeschlagen. Daher standen auch die drei Märchen unter dem Motto „Mach dich auf den Weg, dann wirst du unterwegs Helfer finden“:

„Die Alte im Wald“, Gebr. Grimm,

„Die Kristallkugel“, Gebr. Grimm,

„Das Lumpenkind“, altes englisches Volksmärchen.

Dass Dorothea Urban für ihre Präsentation ihr umfassendes Ausdrucks- und stimmliches Spektrum einsetzte, die einzelnen Rollen in unterschiedlichen Tonlagen sprach und das Geschehen mit entsprechender Gestik und Mimik verdeutlichte, markierte einen weiteren Höhepunkt dieser qualitätsvollen Märchenvorstellung. Der von Herzen kommende lebhafte Applaus spiegelte die große Begeisterung des Publikums. Ulrika Gehring betonte in ihrem abschließenden Dank an Dorothea Urban nochmals das Berührende, Anregende und Ermutigende dieser Veranstaltung.

Die Magen- und sonstigen aufgeregten Nerven konnten während des anschließenden Vespers, bestehend aus diversen mitgebrachten Köstlichkeiten, wieder beruhigt werden. Gerne hätte man diesem hochklassigen November-Ereignis eine größere Teilnehmerzahl als die 8 Erwachsenen und 8 Kinder im Alter zwischen 3 und 51 Jahren gewünscht.

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