47 Mitglieder aus Bühl zum Kolpingtag in Köln

Ein Parcoursläufer, der alle sich ihm in den Weg stellenden Hindernisse überwindet, hatte in einem Video des Kolpingwerks zur Teilnahme am diesjährigen Kolpingtag in Köln aufgerufen. Er verkörperte das Motto „Mut tut gut“, unter dem der vor 150 Jahren verstorbene, fortschrittlich denkende und unkonventionell sozial agierende Handwerker, Lehrer und Priester Adolph Kolping gefeiert werden sollte. Dabei stand vor allem die noch immer nachvollziehbare Gültigkeit seiner Ideen und Aktionen im Vordergrund. Sie bilden die Grundlage, um mit den drängenden Problemen unserer Tage lösungsorientiert umzugehen.



15.000 folgten der Einladung zu diesem Kolpingtag, und so beherrschte am dritten Septemberwochenende dieses Jahres die Farbe Orange das Stadtbild von Köln. Überall in der Innenstadt wehten die orange-schwarzen Kolpingfahnen, und die lebensfrohe Feuer-Farbe bestimmte die Dächer etlicher Präsentationsstände. Gut gelaunte Menschen aller Altersklassen in T-Shirts und mit Schals dieser Farbe scharten sich darum oder flanierten in der Innenstadt, bereit, mit jedem Neugierigen in ein erläuterndes und freundliches Gespräch einzusteigen.

Einige Jahre schon signalisieren Orange und Schwarz die Verbundenheit mit dem Gründer der Gesellenvereine, Adolph Kolping. Das Leben in verlässlichen Beziehungen am Beispiel der Familie stellte für ihn den zentralen Wertebaustein dar. Er gründete Gesellenhäuser, um den von der Industriellen Revolution stark gebeutelten Handwerksburschen, die traditionsgemäß fern von ihrem Zuhause lebten und arbeiteten, eine Zuflucht zu bieten. Dort trafen sie auf Akzeptanz und Verständnis unter ihresgleichen, konnten sich beruflich, religiös und politisch weiterbilden und so etwas wie Geborgenheit und Orientierung erfahren. Dabei kamen auch Spiel und sonstige Unterhaltungen nicht zu kurz.

„Verantwortlich leben, solidarisch handeln“ wurde zum Leitmotiv des bis heute fortbestehenden Kolpingwerks. Die diversen Ausprägungen dieses Vorhabens wurden in Vorträgen, Expertengesprächen und Gedenkfeiern in den großen Kirchen der Stadt im Spiegel der aktuell anstehenden großen Aufgaben unserer Gesellschaft beleuchtet. Die Bühler Gruppe versammelte sich mehrheitlich in der romanischen Kirche St. Aposteln nahe dem Neumarkt. Den musikalischen Rahmen gestaltete mit einem begeisternden Musikprogramm die Kolping-Band „effata!“ aus Münster. Die Gottesdienstleitung oblag dem Diözesanpräses Peter Meister aus Passau.

Danach gingen in einem Dialoggespräch der Kölner Generalvikar Dr. Dominik Meiering und Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte die sechs grundlegenden Charakteristika der Kolpingaktivitäten – Mut, Gottvertrauen, Tatkraft, Freude, Verantwortung, Begeisterung – auf den Grund. Einfühlsame Lieder dazu brachte der Kolpingchor „Chorisma“ aus Buchloe zu Gehör. Vergleichbare Programme und Gedenkveranstaltungen, auch zu den Märtyrern des Kolpingwerks fanden parallel dazu in sechs weiteren Innenstadt-Kirchen statt. Außerdem fand in insgesamt 14 Kölner Kirchen ein samstägliches Mittagsgebet anlässlich des Kolpingtages statt.

Viele Zuschauer draußen lockten die attraktiven und einladenden Bühnenprogramme mit Dialogforen, Musik und Tanz auf fünf belebten Plätzen der Stadt an. Jeder dieser „Hot Spots“ widmete sich einem klar umrissenen Lebensbereich: „Ehe, Familie, Lebenswege“, „Eine Welt“, Arbeitswelt, „Kirche und Gesellschaft“, „Junge Menschen“. Letzteren gestaltete die mit den „Bühlern“ besonders befreundete Kolpingfamilie Elzach mit. Vermittelt wurde der Öffentlichkeit an all diesen Stützpunkten auch die unübersehbare Begeisterung der Kolpingmitglieder für ihr Tun. Präsentationen zu aktuellen Kolpingprojekten, Ausstellungen an weiteren Standorten und kundige Kolpingschwestern und -brüder an jeder Station der beiden Kölner Kolpingwege erläuterten Leben und Wirken Adolph Kolpings und des von ihm gegründeten Kolpingwerks.

Dem gelernten Schuhmacher zu Ehren waren in einer großangelegten Aktion Schuhe gesammelt worden. Medienwirksam fand sie auf dem Neumarkt unter dem Motto „Mein Schuh tut gut“ ihre Krönung. Der Recycling-Erlös der 22.000 Paar von € 11.111,11, eine für die Karnevalsmetropole Köln typische Zahl, kommt einem Kölner Kolping-Sozialprojekt für Jugendliche zugute. Unter dem Namen „Blumenberg“ werden in Köln-Chorweiler, einem sozialen Brennpunkt, u. a. berufsvorbereitende Lehrgänge durchgeführt sowie Kenntnisse in gewaltfreiem Miteinander und gesunder Ernährung vermittelt sowie Räume für Kreatives geboten. Aus der aktuellen Situation heraus wurde im Rahmen dieser Aktion eine ergreifende Trauerminute für „Menschenwürde und Flüchtlinge“ eingelegt. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass das „Jugendwohnen“ des Kolpingwerks Köln unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnimmt.

Die zentralen Veranstaltungen der 15.000 Kolpingmitglieder aus den etwa 2.600 Kolpingfamilien Deutschlands fanden in der Köln-Arena statt, die Platz bietet für bis zu 20.000 Besucher. Benannt ist sie nach dem Kölner Spezialchemie-Konzern Lanxess, der 2004 als Ausgliederung dieser Sparte aus der Bayer AG entstand. Die am Freitagnachmittag mit dem Diözesanpräses und Bühler Stadtpfarrer Wolf-Dieter Geißler per Bus und in bester Stimmung angereisten Teilnehmer aus Bühl erlebten bereits am ersten Abend ein abwechslungsreiches Programm mit artistischen, musikalischen und kabarettistischen Darbietungen. Zu Beginn war jedem Teilnehmer ein orangefarbener Schal mit dem Kolping-Schriftzug und dem Motto dieses Kolpingtags ausgehändigt worden.

Der erste Veranstaltungshöhepunkt fand dann am Samstagabend mit der einmaligen Aufführung des Musicals „Kolpings Traum“ in ganz großer Besetzung statt. Begeisterungsstürme des Publikums waren die verdiente Reaktion auf ein einzigartiges schauspielerisches und musikalisches Erlebnis. Abschließend sammelten die Schauspieler und Sänger Spenden für jugendliche Flüchtlinge. Die vor allem den Kolpingjugendlichen gewidmete große Partynacht danach dauerte bis in die frühen Morgenstunden.

Dem großen sonntäglichen Abschlussgottesdienst vorangegangen war der feierliche und gleichzeitig schwungvolle Einzug einer sehr langen Reihe von Trägern des Kolping- und Kolpingjugendbanners aus der gesamten Republik. Die beiden Bühler Banner präsentierten Vater Karl und Sohn Jacob Groll. Danach wurde die Kolpingjugend Berlin für Ihr Projekt „Gegen das Vergessen“ vom Kölner Kardinal Woelki ausgezeichnet. Dieser feierte dann auch die festliche Messe zusammen mit einer großen Anzahl Co-Zelebranten, darunter auch Diözesanpräses Wolf-Dieter Geißler. Egon Schempp übernahm die in dieser Riesenhalle besonders schwierige Aufgabe eines der zahlreichen Kommunionhelfer.

In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Kardinal Woelki das Zeitgemäße von Kolpings Denken und Handeln. Er ermutigte die Teilnehmer dazu, im Sinne Kolpings „der Welt ein menschliches Gesicht zu geben“ und aus gegebenem Anlass dafür zu sorgen, dass „aus Fremden Freunde werden“. Der Apostolische Nuntius in Berlin, Erzbischof Eterovic, verlas eine Grußbotschaft von Papst Franziskus, und Bundeskanzlerin Merkel lobte in Bild und Ton die Stärke und Aktivitäten der bundesweit über 250.000 Kolpingmitglieder. Gleichzeitig überwältigt von den vielfältigen Eindrücken und hochmotiviert für ihre weitere Tätigkeit kehrten die Bühler Kolpingmitglieder in ihre Heimatstadt zurück. Erinnern wird sie an die Veranstaltung auch ein jedem Teilnehmer zum Abschied ausgehändigter Taschenspiegel mit dem rückseitigen Aufdruck „Schenkt der Welt ein menschliches Gesicht!“ samt Emblem des Kolpingtages mit dem Parcoursläufer. Ein besonderer Dank für die wohltuend perfekte Organisation dieser Reise gilt Andrea Groll.

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