Flüchtlinge in Bühl – Drei Aktive des Unterstützerkreises Flüchtlinge und zwei syrische Frauen berichten

Etwa 25 Interessierte waren am Mittwochabend in die Ulrika-Nisch-Kapelle gekommen, um sich auf Einladung der Kolpingsfamilie mit der aktuellen Situation der Flüchtlinge in Bühl auseinanderzusetzen. Ulrika Gehring aus dem Vorsitzenden-Team begrüßte aus dem Bühler Unterstützerkreis Veronika Bäuerle, Susi Jacobs und Margarete Bertele sowie die syrische Zuwanderin Hannah A. mit ihrer Tochter.

Veronika Bäuerle erläuterte zunächst den Aufbau und die Arbeitsschwerpunkte des Unterstützerkreises, der sich bereits im August 2014 gebildet hatte. Ihr eigenes Hauptarbeitsgebiet ist die Betreuung der Kinder mit den Schwerpunkten Bildung und Spielen (auch spielerischer Verkehrsunterricht). Des Weiteren kümmern sich Helfer um die Begleitung und sprachliche Unterstützung von Flüchtlingen bei Arzt- und Behördenbesuchen.

Ein arbeitsreiches Einsatzgebiet ist die Beschaffung, Sichtung, Lagerung und Verteilung von Sachspenden, bei denen ebenfalls Ehrenamtliche die hauptamtlichen Verantwortlichen unterstützen. Besondere Schwierigkeiten dabei entstehen durch Gegenstände, die nicht mehr einsatzfähig, sondern einfach nur entsorgungsreif sind und die ständige Knappheit von Lagerraum. Die Arbeitsgruppe „Praktische Hilfe“ setzt gespendetes technisches Gerät, z. B. derzeit 150 Fahrräder, instand und wartet sie.

Einen breiten Raum nimmt die Sprachausbildung ein, die wegen der unterschiedlichen Vorbildung der Flüchtlinge differenziert aufgesetzt werden muss. Dabei hilft auch immer der Zugang zu diversen (Sport-)Vereinen, über die gegenseitiges Kennenlernen und Spracherwerb deutlich vereinfacht wird. Kontaktpersonen unterschiedlicher Bühler Gruppierungen kümmern sich darum. Dazu gehören auch gemeinsame Feste, wie zuletzt im September stattgefunden.

Ein Spezialgebiet sind die Patenschaften, über die Susi Jacobs berichtete. Es geht vor allem darum, gezielt und individuell Familien auf ihrem Weg in die Eingliederung zu unterstützen. Erste Erfolge konnte Susi Jacobs von einer pakistanischen Familie vermelden.

Über alle Aktivitäten können sich Interessenten auch auf der Webseite der Stadt Bühl – http://www.buehl.de/pb/,Lde/954472.html – und bei den dort genannten Ansprechpartnern im Einzelnen informieren. Margarete Bertele erzählte, wie sie während einer Spendenaktion in eine größere Gruppe ankommender Flüchtlinge geraten sei und ganz spontan mitangepackt habe. Seitdem unterstützt sie in diversen praktischen Dingen und betonte auch die Freude, die mit dieser Aufgabe verbunden sei. Gleichzeitig betonten alle Aktiven, dass Gelassenheit eine entscheidende Voraussetzung für dieses Einsatzgebiet sei, da ständig mit Unvorhergesehenem zu rechnen ist und deutsche Planungsmaßstäbe nicht zwingend zielführend sind.

Danach übernahm Veronika Bäuerle die Übersetzung der von Hannah A. in fließendem Englisch gehaltenen anschaulichen Schilderung ihrer dramatischen Flucht aus dem kriegsgeschüttelten Damaskus, die sie, ihre sechs Kinder und eine Nichte über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich schließlich nach Deutschland führte. Kriegsgewinnler, die sich mit überteuerten Fahrpreisen an den Flüchtlingen bereichern, gehörten genauso dazu, wie der ausgefallene Motor auf einem Neun-Meter-Boot mit 45 Personen auf dem Mittelmeer und die Freude über das erste Bad und Bett auf einem regulären Schiff nach Athen, verwirrende Nachrichten über fremdenfeindliche Polizisten, verlorene Familienmitglieder bei Märschen in stockdunkler Nacht und unwegsamem Gelände, Diebesbanden und Grenzschließungen, aber auch Presseleute, die das Vorwärtskommen erleichterten, und eine freundliche Versorgung in Wien.

Jetzt wohnt Hannah A. mit ihren sieben Familienmitgliedern in einem Zimmer einer der Bühler Gesamtunterkünfte. Sie wünscht sich vor allem, als Mensch akzeptiert zu werden, der seine Familie vor den wahllos geworfenen und gezündeten Bomben sowie den unberechenbaren Heckenschützen in Sicherheit bringen wollte und deswegen die vertraute Umgebung, ihren Mann und ihre Eltern, Freunde und eine gesicherte Existenz aufgegeben hat. Die Tochter möchte so schnell wie möglich Deutsch lernen, ihr Ingenieurstudium beenden und arbeiten.

Für viele ist die schwierige Kommunikation die entscheidende und oft unüberwindbare Hürde, die ein wechselseitiges Kennenlernen blockiert, Ängste schürt und über Missverständnisse das Zusammenleben erschwert. Durch ihre Englischkenntnisse stellt Hannah A. eine wertvolle Brücke zu den anderen Flüchtlingen dar, die, wie viele Deutsche auch, nur ihre Muttersprache beherrschen, ohne deswegen dumm oder unfähig zu sein.

Ulrika Gehring bedankte sich in bewegten Worten für die Ausführungen. In lebhaften Einzel- und Gruppengesprächen klang der Abend aus.