Ostereier und Krippen in Oberstadion am 4. April

Weit war der Weg von Bühl nach Oberstadion im Alb-Donau-Kreis bei Biberach an der Riss: Etwa 200 km waren von den 11 Teilnehmern mit Bahn und Bus zu bewältigen. Um 9.30 Uhr brachte sie die Schwarzwaldbahn an diesem mit einer stabilen Wetterlage ausgestatteten Apriltag zunächst nach Immendingen. Die Hohenzollerische Landesbahn entließ sie in Munderkingen. Die restlichen 10 km bis Oberstadion, das zu den mit einer Goldmedaille ausgezeichneten schönsten Dörfern Baden-Württembergs gehört, überbrückte ein Bus.

In der bereits elften Osterbrunnen-Ausstellung der Gemeinde erwarteten die Gruppe ungefähr 28.000 von Hand bemalten Hühner-, Gänse- und Wachteleier. Im öffentlichen Raum sind sie als kunstvolle Arrangements in einer abgesperrten Straße genauso zu finden wie als Bestandteile eines nachgebildeten Osterbrunnens im historischen Ortskern. Für die von einheimischen Künstlern gestalteten 300 Unikate mit weltlichen und christlichen Motive ist der historische Bürgersaal reserviert. Sein besonders strahlendes Aussehen erhält jedes Ei durch eine spezielle Lackschicht, die als Unterlage für die Bemalung dient.

Doch die Ausflugsteilnehmer hatten sich noch einiges mehr vorgenommen. Während die Ostereierausstellung nur 3 Wochen dauert, ist „das bedeutendste zeitgenössische Krippenmuseum in Europa“ in den Worten eines Vorarlberger Professors ganzjährig geöffnet. Diesem Schatz wurde die denkmalgeschützte Pfarrscheuer aus 1612 gewidmet. Namhafte Künstler aus Deutschland, Österreich und Italien sind mit ihren Kunstwerken aus Holz, Terrakotta und Stoffen vertreten.

Eine auf der Welt einmalige Besonderheit stellen die 11 Stationen der Jahreskrippe der Brüder Tobias und Herbert Haseidl aus Oberammergau dar. Auch historische Arbeiten werden gezeigt, wie das 14 m lange und 4 m hohe Gesamtkunstwerk, das um 1850 in Aachen entstanden ist und dessen Figuren bis zu einem Meter hoch sind. Darüber hinaus sind Krippen aus zahlreichen europäischen Ländern mit ihren landestypischen Eigenheiten zu sehen.

Noch bis zum 3. Juli zeigt dieses Jahr eine Sonderausstellung die Passionskrippenausstellung von mehreren Künstlern: So hat der Krippenbauer Werner Kramer die 5 Gesetze des Schmerzhaften Rosenkranzes für diese Ausstellung gestaltet. In einem Altaraufsatz (Retabel) von Josef Morgret ist die gesamte Leidensgeschichte Jesu zu sehen. In Schaukästen mit Modellfiguren und -landschaften (Dioramen) des italienischen Künstlers Guido Raccagni aus Bergamo werden Szenen der Passion dargestellt wie auch in den handgeschnitzten Arbeiten in Wagenrädern aus den Philippinen. Darstellungen aus Spanien, Osteuropa, Israel, Afrika und Peru runden das Ausstellungsspektrum ab.

In beiden Ausstellungen beantwortete freundliches Personal die Fragen der Besucher sachkundig und umfassend. Ein abschließender Besuch in der St. Martinskirche mit ihren insgesamt elf Altären, darunter sieben gotische Flügelaltäre aus dem 15. Jahrhundert, rundete das intensive Besuchsprogramm in Oberstadion ab.

Nach einer etwas abenteuerlichen Busfahrt zurück nach Munderkingen kam es zur späten Stärkung in einem Lokal, dessen Besitzer früher ein Café in Schwarzach betrieben hatten. Sichtlich angetan von den vielfältigen Eindrücken und diese Erlebnisse lebhaft verarbeitend trat die Gruppe die Zug-Rückreise nach Bühl an, wo sie gegen Mitternacht eintraf.