Regionaler Kolpingtag vom 13. Mai in Freiburg

Es war ein strahlender Frühsommertag, als um 10 Uhr die orangefarbenen Stände des Diözesanen Kolpingverbandes mit Informationen und Getränken auf dem Freiburger Kartoffelmarkt öffneten. Nicht nur Einkaufswillige lockte die warme Luft in diesen heimeligen Altstadtteil von Freiburg nahe dem Münster. Bald waren auch in den Straßen und Gassen der Umgebung die markanten orangefarbenen Luftballons in Kinderhänden, an Fahrrädern und auch an einem Golden Retriever zu sehen.

Anlass für die Standortwahl des diesjährigen regionalen Kolpingtags war das 150jährige Bestehen des Freiburger Kolpinghauses in der Karlstraße 7, das heute als „Stadthotel Freiburg“ im Rahmen der „Kolping Hotels und Resorts“ als Wirtschaftsbetrieb geführt wird. Neben 98 Doppel- und Einzelzimmern der Kategorie „3 Sterne S“ verfügt das Gebäude über großzügige Konferenzräume und Außenanlagen. Dass die umfangreichen Renovierungsarbeiten nicht, wie geplant, zum Jubiläum abgeschlossen waren, trübte keineswegs die erwartungsvolle Stimmung an diesem Morgen, denn der freundlich-helle, mit ca. 200 Sitzplätzen bestuhlte große Saal war rechtzeitig fertig geworden. In Betrieb waren auch die einladende Lobby und das gemütliche Restaurant. Außerdem stimmten die flächigen Straßenarbeiten im Zentrum der Stadt – und damit auf dem Weg zwischen den Veranstaltungsorten – schon auf ein gewisses „Baustellen-Feeling“ ein.

Irmgard Waldner, die Vorsitzende der Kolpingsfamilie Freiburg-Zentral, begrüßte die Anwesenden, darunter Honoratioren aus Kirche, Stadtverwaltung und der CDU sowie den Diözesanpräses Wolf-Dieter Geißler. Danach begann der Musikzug der Feuerwehr Freiburg mit 25 Instrumentalisten sein stimmungsvolles, vielfältiges und immer mitreißendes Programm. Dirigent Andreas Huck ist Vorstand der Kolpingsfamilie Freiburg-Haslach und kann in seinem Ensemble mit vielen begeisterten jungen Menschen arbeiten.

Erster Höhepunkt des reichhaltigen Programms war dann der Anstich des von der ortsansässigen Ganter-Brauerei gestifteten Fasses durch den 78jährigen emeritierten Weihbischof Rainer Klug. Seine betont kurze Ansprache zu Adolph Kolping – eine längere „mit dem Hammer in der Hand“ bezeichnete er selbst als „lässliche Sünde“ – fasste er in dessen hervorstechendstem Persönlichkeitsmerkmal zusammen: „Net lang schwätze, wir machen etwas konkret“. Damit erinnerte er auch daran, dass es Kolping selbst war, der den Bau des ersten Gesellenheims in Freiburg vorangetrieben hat.

Einen beeindruckenden Beitrag zum Fest gestaltete die Ordensschwester Teresa Zukic von der „Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu“ im Erzbistum Bamberg. Die ehemalige Badische Meisterin im Mehrkampf mit kroatischen Wurzeln, studierte Religionspädagogin und Buchautorin ist eine gefragte Rednerin bei christlichen Veranstaltungen und solchen von Wirtschaftsbetrieben. Unter dem Titel „Jeder ist normal bis du ihn kennst“ plädierte sie mit ihrer überzeugenden Ausstrahlung und einer unvergleichlichen Rhetorik für Gemeinschaftssinn und eine lebensbejahende Grundeinstellung. Dabei gab sie recht anschauliche Tipps zum Umgang mit den unvermeidlichen Kränkungen und Verletzungen im Leben und verdeutlichte die Vorteile des Vergebens und der Versöhnung. Fröhlichkeit sollte das Wesen der Christen sein, denn sie sind erlöst und von Gott geliebt. Für ihren Vortrag erntete sie einen langanhaltenden Applaus der Besucher im vollbesetzten Großen Saal.

Weitere Programmpunkte waren eine Märchenfee in den Räumen des Kolpinghauses, und der Kolping-Spielmannszug aus Baden-Oos unterhielt auf dem Kartoffelmarkt, während sich die quirlige Altstadt immer deutlicher mit den sinnfälligen Farbtupfern der Kolping-Luftballons anreicherte.

Den Abschluss des Festtages bildete die sehr gut besuchte Vorabendmesse im Münster, zelebriert von Dompfarrer und Stadtdekan Wolfgang Gaber, Diözesanpräses Wolf-Dieter Geißler, Geistlicher Rat Konrad Hauser und dem ebenfalls Kolping verbundenen Diakon Bernhard Bauer. Gaber verwies in seiner Eröffnung auf einen Kernpunkt in Kolpings Credo, dass neben dem Anfangen vor allem der Treue eine zentrale Bedeutung zukommt. Danach zog der Kolping-Bundesvorsitzende Thomas Dörflinger die Verbindungslinie vom Kölner Kolpingstag 2015 über die letztjährige Veranstaltung in Karlsruhe bis zum diesjährigen Jubiläum des Freiburger Kolpinghauses. Der aus Waldshut-Tiengen stammende Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Generalrat des Internationalen Kolpingwerkes sowie im Zentralkomitee der deutschen Katholiken verwies auf den hohen Stellenwert des Mut-Machens im Rahmen der Kolping-Aktivitäten.

In seiner Predigt trat Diözesanpräses Wolf-Dieter Geißler als Adolph Kolping auf, der die 150jährige Geschichte des Freiburger Hauses resümierte. Insbesondere der tatkräftige Wiederaufbau nach der völligen Zerstörung während des verheerenden britischen Bombenangriffs auf Freiburg am 27. November 1944 zeige, dass es für ein solches Werk nicht nur der Mauersteine bedürfe, sondern „lebendiger Steine“. Diese Menschen erst gäben der Welt ein „menschliches Gesicht“ – so das Kolping-Motto seit Köln – mit ihrem Wirken im Sinne von Glaube, Hoffnung und Liebe, das dadurch auch in seiner klaren Botschaft nach außen getragen wird. Gleichzeitig verdeutliche dieses Bild das echte Engagement gegenüber den Nöten der Menschen und die Bereitschaft, unter Wahrung der jeweiligen Individualität in einer wohltuenden Gemeinschaft zu leben.

Wolf-Dieter Geißler sparte in seiner Rolle als Adolph Kolping auch nicht das Faktum aus, dass der wegen seiner antisemitischen Schriften umstrittene Alban Stolz die Kolpingfamilie in Freiburg vor 165 Jahren gegründet hat. Neben seinen zweifelsfrei verwerflichen schriftlichen Äußerungen stünden allerdings dessen ungeschmälerte Verdienste um die Gesellenvereine.

Vor dem Segen bedankte sich Irmgard Waldner bei allen Aktiven. Vor dem stimmigen Hintergrund der 12 mitgeführten Banner, vorwiegend aus dem Freiburger Raum, sprach die sichtlich bewegte Vorsitzende den mehrheitlich in Schwarz-Orange gekleideten Teilnehmern aus dem Herzen, als sie den zu Ende gehenden Tag zum gelungenen Ereignis erklärte.