Fair-Trade-Abend am 7. Mai

Fair-Trade-Abend am 7. Mai

„Der FAIRE HANDEL – Bedeutung für uns und für die Erzeuger“

Mehr als 60 Interessierte kamen zu obiger Veranstaltung ins Haus Alban Stolz, um sich über Grundlagen, Hintergründe und Strukturen des „Fairen Handels“ zu informieren. Die Veranstalter Katholische Frauengemeinschaft kfd, die Kolpingsfamilie und der Weltladen konnten unter den Zuhörern auch Bürgermeister Wolfgang Jokerst begrüßen.

Birgit Lieber referierte als Fachpromotorin des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg DEAB. Diese Nichtregierungsorganisation (NGO) vertritt über 400 entwicklungspolitische Gruppen, die sich neben fairem Handel und den Weltläden auch der Nachhaltigkeit, dem globalen Lernen und der interkulturellen Öffnung widmen.

Zu Beginn verdeutlichte Birgit Lieber die Tatsache, dass unser Wohlstand seit langem auch darauf beruht, dass Erzeuger und Produzierende in anderen Weltgegenden zu ausbeuterischen Bedingungen arbeiten und leben. Sie erzielen viel zu niedrige Preise und Löhne für die Herstellung unserer Konsumgüter.

Nun wird seit etwa 50 Jahren über das Konzept des „Fairen Handels“ versucht, vor allem den vielen Millionen benachteiligten Kleinbauern in weiten Teilen der Welt eine Perspektive für ein menschenwürdiges Leben zu bieten. Sie erhalten einen für ihre Produkte angemessenen Mindestpreis, der auch dann gezahlt wird, wenn die Weltmarktpreise für ihre meist an den Börsen gehandelten Produkte darunterfallen der aber auch mitzieht, wenn die Börsenpreise über dieses Mindestniveau hinaus steigen.

Dafür müssen diese Erzeuger eine Reihe von Auflagen erfüllen, deren Einhaltung regelmäßig von unabhängigen Kontrolleinrichtungen überwacht wird: Erforderlich ist eine Organisation in demokratischen Strukturen, wie Kooperativen und Genossenschaften, die gemeinschaftlich über Verteilung der Einnahmen aus der Fair-Handels-Prämie und notwendige Investitionen in Betriebsmittel, aber auch Ausbildung und soziale Einrichtungen entscheiden. Ebenfalls wichtig ist das gleichberechtigte Agieren der Frauen und die Vermeidung ausbeuterischer Kinderarbeit. Mit Bioanbau, der Vermeidung von verbotenen Pestiziden und genmanipulierten Saaten und Pflanzen, wird auch ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet und mit Maßnahmen wie Begrünung und Wiederaufforstung den Folgen des Klimawandels vorgebeugt.

Mit einer Vorfinanzierung wird sichergestellt, dass die Erzeuger sich auf ihre Arbeit konzentrieren und ihre Erträge ohne unfaire Zwischenhändler auf dem Weltmarkt verkaufen können. Daraus entstehen langfristige Handelsbeziehungen, die auch jungen Menschen eine Zukunftsperspektive bieten. Landflucht und Migration können dadurch eingedämmt werden.

Der „Faire Handel“ basiert auf den drei Säulen Verkauf, Bildung für Erzeuger und Verbraucher sowie Kampagnen, die auch einigen politischen Praktiken entgegenwirken sollen. Manches zwischenstaatliche Abkommen bewirkt, dass beispielsweise billige Agrarexporte aus Europa die Existenz der heimischen Erzeuger vernichten oder der großflächige Abbau von für die Industrieländer wichtigen Rohstoffen fruchtbare Agrarflächen zerstört und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen schafft.

Für fair gehandelte Produkte interessieren sich immer mehr Verbraucher, so dass sie auch zunehmend von den etablierten Handelsunternehmen ins Sortiment aufgenommen werden. Das auf diesen Angeboten angebrachte Etikett besagt aber nur, dass es sich um ein einzelnes fair gehandeltes Produkt handelt, nicht um ein faires Handelskonzept des gesamten Unternehmens.

Den umfassend fairen Handel bieten aktuell nur die Weltläden, die der Fair Trade World Organization angehören. Neben Lebensmitteln bieten sie auch zunehmend handwerkliche Produkte an. Baden-Württemberg verfügt mit 230 Weltläden über 25 % der in Deutschland insgesamt existierenden Einrichtungen dieser Art, die in ihrer Mehrzahl und vor allem in kleineren Kommunen von Ehrenamtlichen betrieben werden. Diverse Angebote aus dem Bühler Weltladen, wie Brotaufstriche, Schokoladen, Säfte und Tees konnten nach dem Vortrag verkostet werden. Und vielleicht realisiert sich ja eines Tages der Wunsch von Dom Helder Camara, dem 1999 verstorbenen sozial engagierten brasilianischen Erzbischof: „Wenn ihr uns faire Preise bezahlt, könnt ihr eure Almosen behalten“.